Česky English Français


Lebenslauf von Marcela und Milos Borkovec


Miloš Bořkovec wurde 1922 in Prag, in der damaligen Tschechoslowakei, geboren. Er war der älteste von drei Brüdern seiner Eltern Jan Bořkovec und Hermína Bořkovcová-Schererová. Die beiden jüngeren Brüder von Miloš hiessen Alexej (auch Sáša oder Sasha genannt) und Ivan. Miloš hatte die Bauingenieur-Schule in Prag abgeschlossen, um das Baugeschäft seines Vaters übernehmen zu können.

Marcela Bořkovec wurde 1927 als Vobořilová auch in Prag geboren. Sie war das zweite Kind von Václav Vobořil und Marie Vobořilová-Mančalová. Ihr jüngerer Bruder, der auch Miloš hiess (wurde auch Miloušek oder Míša genannt), war bereits im Schulalter gestorben. Marcela liess sich als Modistin ausbilden, weil sie das Modegeschäft ihrer Mutter übernehmen wollte.

Milos Borkovec, Jan Borkovec Vaclav Voboril, Milos Voboril, Marie Voboril
Jan und Milos Borkovec um 1945 Václav, Miloušek und Marie Mančal um 1940

Miloš und Marcela trafen sich im Dorf Ostrov, nachdem das Land vom zweiten Weltkrieg verwüstet und durch die Machtübernahme der Kommunisten ins Chaos gestürzt wurde. Ostrov liegt in Böhmen, in der Nähe von Vlašim südlich von Prag, mit Sicht auf den Berg Blaník. Gemäss einer Sage, schläft in diesem Berg ein Ritterheer, welches das tschechische Volk befreien wird, wenn es mit ihm am schlimmsten steht.

Marcela weilte im Urlaub oft in Ostrov, weil ihre Mutter Marie in diesem Dorf geboren war. Miloš verbrachte seine Ferien zusammen mit seinen Brüdern bei Verwandten in der Nähe auf der Veitsmühle (Vítův mlýn). Natürlich besuchten die drei Brüder die Mädels im Nachbarsdorf. Während dieser Zeit verliess Sasha die Tschechoslowakei, um sich später in Amerika niederzulassen.

Milos Borkovec, Jan Borkovec Vaclav Voboril, Marie Voboril, Milos Voboril
Dorf Ostrov mit Berg Blaník im Hintergrund Heirat von Marie und Josef Vokoun um 1950

Miloš und Marcela heirateten 1952 in Prag. Marcela hat den Namen Bořkovcová angenommen und ihr einziger Sohn Michal wurde 1956 geboren. Sie arbeiteten beide als Angestellte in Prag, weil Übernahmen der Familienbetriebe in der kommunistischen Planwirtschaft nicht vorgesehen waren. Sie besuchten jedoch die Veitsmühle und Ostrov regelmässig.

In Ostrov hat Marcelas Mutter Marie zusammen mit ihrem neuen Mann, Josef Vokoun, jeden Sommer verbracht. Darum hiess sie auch später Marie Vokounová-Mančalová. Dort verbrachte sie meiste Zeit Karten spielend mit ihren Verwandten.

Marcela Borkovec, Milos Borkovec Marcela Borkovec, Michal Borkovec
Heirat von Marcela und Miloš Bořkovec 1952 Marcela und Michal Borkovec um 1960

Der Einmarsch der Truppen des Waschauer Paktes nach dem Prager Frühling 1968 hatte sie bewogen, das Land zu verlassen. Obwohl Sie zuerst nach Amerika zu Sasha reisen wollten, sind sie in Europa geblieben. Sie fanden ihre neue Heimat in der Schweiz, genauer in Bern. Zu diesem Zeitpunkt haben sie, wohl unfreiwillig, kleine Namensänderungen vollzogen. Aus Miloš Bořkovec und Vobořil wurde Milos Borkovec und Voboril, weil der Beamte der schweizerischen Fremdenpolizei wohl weder ein "š" noch ein "ř" auf seiner Schreibmaschine vorfand. Aus Bořkovcová wurde zudem Borkovec, weil solche abgeleitete Familiennamen für Frauen nur in slawischen Ländern üblich sind.

In der Schweiz fanden sie in der damaligen blühenden ökonomischen Situation schnell Arbeit. Milos wurde als Bauingenieur bei der Firma Geotest AG angestellt, und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung. Er war stark an den Baugrunduntersuchungen für die Autobahn-Westumfahrung von Solothurn beteiligt.

Da in der Zwischenzeit das Hütetragen endgültig aus der Mode gekommen war, liess sich Marcela umschulen, und fand danach eine Stelle beim Berner Verlag Peter Lang. Die Freizeit verbrachten sie mit vielen Reisen, die ihnen in der Tschechoslowakei verwehrt waren. Sie besuchten Österreich, Italien, Spanien, Griechenland, Ägypten, Amerika, aber besonders oft Frankreich. Die sanften Hügel der Franche-Comté haben sie vermutlich an die böhmische Landschaft erinnert, die sie seit 1968 nicht mehr besuchen konnten.

Erst nach der samtenen Revolution 1989 konnten sie wieder in ihr ursprüngliches Heimatland reisen, welches bald zur Tschechischen Republik, oder kurz Tschechien, wurde. Die Lage hat sich dort normalisiert, und sie hatten es genossen, ihre alten Freunde und Verwandte wieder treffen zu können. Nach einem halben Jahrhundert haben sich auch die drei Brüder Milos, Sasha und Ivan wieder getroffen. Hier ein Foto dazu:

Milos Borkovec, Ivan Borkovec, Sasa Borkovec Milos Borkovec
Milos, Ivan und Sasha Borkovec um 2005 Milos Borkovec um 1995

Marcela und Milos haben in Ostrov auch ein kleines Ferienhäuschen gebaut, wo sie im Alter jeden Sommer verbrachten. Ihrer neuen schweizer Heimat blieben sie hingegen treu. Das Häuschen in Ostrov wurde verkauft und beide starben in Bern, Milos 2012 und Marcela 2017.

Marcela Borkovec-Voboril House in Ostrov
Marcela Borkovec um 1990 Ferienhäuschen in Ostrov um 2005

Im Alter hat Marcela einen kleinen Aufsatz über ihre Einnerungen verfasst. Die deutsche Übersetzung ist durch diesen Link zugänglich. Aus der gleichen Zeit stammt von Milos eine Zeichnung, die unten rechts wiedergegeben ist. Eine Liste der unmittelbaren Vorfahren befindet sich hier.

Milos Drawing

Aufsatz Vorfahren Hauptseite